Schwester Maria Severina

Schwester Maria Severina                          ND  3991                         PDF Download

Helene Meyer

Maria Regina Provinz, Coesfeld / Deutschland

Datum und Ort der Geburt:              07. Oktober1923   Köln, Deutschland
Datum und Ort der Profess:             15. August 1951      Mülhausen
Datum und Ort des Todes:               25. Juli 2017           Mülhausen, Haus Salus
Datum und Ort der Beerdigung:     31. Juli 2017           Mülhausen, Schwesternfriedhof

Mitten in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, der Geldentwertung und Arbeitslosigkeit wurde Helene geboren. Ihr Vater Walter stammte aus einer jüdischen Familie und war selbständiger Metzgermeister am Schlachthof in Köln. Ihre Mutter Wilhelmine war Hausfrau und sorgte mit viel Liebe für die kleine Leni und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Ruth. Den Eltern gelang es mit viel Phantasie und Liebe, den beiden Mädchen trotz äußerer Not die Kindheit und Jugend schön zu gestalten und ihnen die Augen und Herzen zu öffnen für Menschen, die Hilfe brauchten. Die tiefe Verankerung im rheinischen Katholizismus, gepaart mit Kölner Humor gab den Kindern das nötige Rüstzeug zur Bewältigung der Trennungen und Leiden, die über die Familie kommen sollten.

Schon bald spürten sie den Judenhass des Nationalsozialismus, der den Vater und die Kinder traf und sie immer mehr in die Isolation trieb. Ihre Kraft holten sie aus der Bindung an die Kirche und aus dem Zusammenhalt des großen Familienverbandes. Schweren Herzens trennten sich die Eltern, um Mutter und Kinder vor dem Judenhass zu schützen, aber Leni wollte ihren Vater nicht alleine lassen und zog mit ihm in eine eigene Wohnung. Sie blieb an seiner Seite bis zur Deportation in ein Konzentrationslager. Aus der Familie des Vaters sind 25 – 30 Verwandte in den Konzentrationslagern umgekommen. Zwei Brüdern des Vaters gelang die Flucht nach Süd- und Nordamerika. Zu den Verwandten in den USA bestand bis jetzt eine enge Verbindung.

Bei den Schwestern U.L.Frau am Georgsplatz in Köln fand Leni liebevolle Aufnahme, absolvierte dort ihr „Pflichtjahr“ (die Nationalsozialisten verpflichteten 1938 alle Frauen unter 25 Jahren zu einem Jahr Arbeit „in der Land- und Hauswirtschaft“) und lernte die Schwestern näher kennen.

Die schweren Bombenangriffe auf Köln zwangen Schwestern und Mitarbeiterinnen zur Flucht und Evakuierung nach Sachsen. Nach dem 2. Weltkrieg machte Leni eine Ausbildung als Säuglings-und Kinderkrankenschwester und trat am 01.02.1949 in die Kongregation der Schwestern U.L.Frau ein. Bei ihrer Einkleidung erhielt Sie den Namen Schwester Maria Severina.

Als Kinderkrankenschwester und nach einer weiteren Ausbildung zur Heimerzieherin arbeitete Sr. M. Severina ihr ganzes Ordensleben hindurch bei behinderten Kindern und Jugendlichen vor allem im Heinrichhaus in Neuwied-Engers und im Vinzenzheim in Aachen. In Aachen war sie ab 1992 bis zur Auflösung der Kommunität im Jahr 2007 auch Kommunitätsleiterin und Mitglied des Hausvorstandes.

Sr. M. Severinas vielseitige berufliche Begabung, ihre Kreativität, aber vor allem ihre Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und ihr Humor, gepaart mit einer tiefen Frömmigkeit und Lebensbejahung übertrug sie auf die ihr anvertrauten jungen Leute, von denen ihr viele bis ins hohe Alter verbunden blieben. Ihre ganz besondere Zuwendung galt den durch das Medikament Contergan mit schweren körperlichen Behinderungen geborenen Kindern.

Ihre eigenen leidvollen Erfahrungen als Kind und Jugendliche machten sie stark und empfindsam für die Not anderer Menschen und halfen ihr, in Alter und Krankheit froh und dankbar zu bleiben und allen ein gutes Wort und ein herzliches Lachen zu schenken.

In den frühen Morgenstunden des 25. Juli 2017 nahm der gute Gott sie zu sich und schenkte ihr die ewige Heimat. Wir danken ihr für ihr Lebenszeugnis und für die guten Wegspuren, die sie zurückgelassen hat.