Schwestern Unserer Lieben Frau… gesandt, die Liebe unseres guten und fürsorgenden Gottes zu leben

Auf dem Santiago Pilgerweg „Via de la Plata“ 2023

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Ja, glücklich bin ich, dankbar, demütig und auch erstaunt ob der nackten Zahlen. Von Osterdienstag bis Pfingsten bin ich knappe 50 Tage gepilgert, habe insgesamt ca. 1200 km und rund 2.000 Höhenmeter zu Fuß zurückgelegt von Sevilla nach Santiago de Compostela und weiter auf dem Camino Finisterre über Muxia bis zum „Ende der Welt“. Nun bin ich knappe zwei Wochen wieder in Coesfeld. Das Ankommen wird noch etwas länger dauern.

Seit 2004 durfte ich immer wieder auf den unterschiedlichsten Caminos den Weg unter meine Füße nehmen, am liebsten in Spanien, ich habe in Herbergen gearbeitet und so den Pilgerweg in der Aufnahme und Betreuung vieler Pilger erleben dürfen. Meine Motivation war: dem Pilgerweg etwas zurückgeben von dem, was er mir geschenkt hat.

Eine Auszeit, eine geschenkte Zeit von drei Monaten gab mir nun die Möglichkeit, die Via de la Plata zu machen, jenen Weg, der von den Römern schon vor Christi Geburt angelegt, als Handelsstraße vom Süden Spaniens bis in den Norden führt.
Wie war die Via, wie habe ich sie erlebt?

Als ich vor einer Herberge warten musste, so ganz allein, da kam ein älterer Herr auf mich zu und sagte: „Signora sola?“ Ich antwortete: „Si, Senior.“ Oh, Mama mia,“ sagte er, mit einem fragenden und nachdenklichen Blick. Dann nahm er meine Hand und zeichnete in meine Hand ein Kreuz.  Eine berührende Begegnung, an die ich noch oft dachte, wenn der Weg schwer und steinig wurde, die Etappen lang und schweißtreibend. Und doch, die Via ist großartig, sie hat mich tief beeindruckt, mit meinen anderen Wegen nicht zu vergleichen. Ihre raue Schönheit, die unendlichen Weiten, wo sich im Gehen über Stunden hinweg Himmel und Erde berühren, zudem fehlt auf der Via jegliches „Komfort – Pilgertum“, was mir sehr gelegen kam, dann die langen Schotterpisten, die Weinanbaugebiete zur linken und die Olivenhaine zur rechten Seite, die Riesenweiden mit Schaf- und Kuhherden, die zahlreichen Korkeichen und die Blumenpracht im Frühjahr. Ich hatte wohl die beste Jahreszeit erwischt. Nicht zu vergessen die kleinen Dörfer mit den wenigen liebenswerten Bewohnern und den einfachen Herbergen, oft nur mit dem Nötigsten ausgestattet. In den großen Städten Sevilla, Merida, Salamanca und Zamorra tobt das Leben, so wie bei uns auch. Herrliche Kathedralen und Kirchen (die ich mir natürlich angesehen und bestaunt habe), dazu die Paläste bestimmen das Stadtbild, für Kunstinteressierte von großer Bedeutung, mich aber lockte der Weg.

Die Via will nicht bewundert werden, sie will erkannt werden in ihrer Schönheit. Es dauerte einige Tage, bis ich diese erkannte und dann ließ sie mich nicht mehr los. Sie brannte sich tief in meine Seele ein.

Ich sage einfach nur DANKE, auch dafür, dass ich keinen Arzt brauchte und keine Apotheke, und dafür, dass mein Regencape in meinem Rucksack schlummern konnte bis daheim.

Sr. Gisela Maria Demming, Coesfeld

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